Zeitgeschehen

Verletztes Ego
 

Verletzter Stolz umschreibt es nur ungenügend.
Es geht um mangelnden Respekt, um fehlende Anerkennung. Um nichts weniger als das eigene Ego.
Es ist das Kleine im Großen, im ganz Großen.

Man will doch nur ernst genommen werden, egal wie berechtigt oder absurd das ist.
Jeder hat Fehler gemacht, aber jeder wähnt sich im Recht.

Es ist wie der Nachbarschaftsstreit, 100 Mal größer, mächtiger, gefährlicher, tödlicher, brutaler, konsequenter.
Weil die eigene Bedeutung diese Dimension ermöglicht, nutzt man sie gnadenlos.

Es begann damit, dass das Laub des Nachbarn in den Garten fiel, vor 40 Jahren, dann der Streit der Ehefrauen im Supermarkt um eine Lappalie.
Es wurde persönlich. Man war zuerst in der Region ansässig. Dann kam dieser Nachbar mit seiner abstoßenden Attitüde.

Man suchte Unterstützer, die den eigenen, vermeintlich vernünftigen Argumenten beipflichten.
Ein Nicken als Zeichen des Zuhörens wurde als Zustimmung, gar als Bündnis verstanden. Beiderseits, teils mit Überschneidung der Nickenden.
Abhängigkeiten im Opportunismus.

Regeln und Gesetze wurden zitiert, interpretiert, assoziiert, antizipiert.
Weggelassen wurde, was nicht passte. Wieder spiegelverkehrt derselbe Sachverhalt.

Bewusst emotional aufgeladen, um das Gewicht zu erhöhen. Stellvertreter-Argumente, künstliche Feindbilder und heroische Ideale hinzugefügt, das eigene Handeln vorauseilend und nachträglich rechtfertigend. Und um die innere Angst mit lautem Pfeifen zu verschleiern.

Das gesamte Klein-klein der Schikane im Weltmaßstab, so präzise wie perfide.

Es ging nie um Zäune, Grenzen oder Linien. Es ging auch selten um Einfluss oder Rohstoffe, Herrschaftsansprüche oder Profite waren zweitrangig.

Es ist Egoismus und Sturheit.

Einer hat zugeschlagen…
…nun geht es um Menschenleben.